Überall entstehen aktuell Submarken um sich durch ein anderes Markenimage abzuheben. So ist dies auch 2016 bei der Hyundai Motor Group passiert. Aus dem ehemaligen Modell Hyundai Genesis hat sich eine ganze Marke gebildet. Ob uns der Genesis G70 Shooting Brake überzeugen konnte?
Speziell im Luxus-Segment ist es ein sehr gängiges Phänomen, dass man sich an der Basis eines Volumenmodells bedient, etwas Glitzerstaub drüber und fertig ist das Luxus-Modell. Man kennt es bereits seit Jahren z.B. von Mercedes-Maybach. Auch wenn der G70 Shooting Brake einen ähnlichen Ansatz vermittelt, so wird die Zukunft von Genesis definitiv eine andere sein, dazu aber später mehr.
Der Genesis G70 Shooting Brake im Überblick
Auf den ersten Blick ist das Design noch etwas gewöhnungsbedürftig aber durch das abheben vom Durchschnitt ist man auf einem guten Weg. Allgemein geht man bei Genesis etwas gegen den Strom. Während die klassischen europäischen Hersteller die Shooting Brake Modelle größtenteils abgekündigt haben, brachte Genesis mit dem G70 im Jahr 2017 noch einen echten Shooting Brake.
Bei Genesis spricht man von „Dynamischer Eleganz“, wir finden der Mut wurde belohnt. Der große Crest-Kühlergrill gibt dem G70 und natürlich weiteren Genesis-Modellen ein ganz eigenes Gesicht. Gepaart mit den schmalen LED-Scheinwerfern wird das edle Gesamtbild an der Front abgerundet. Am Heck geht es etwas sportlicher zu. Bei unserem Testwagen mit 2,0 Liter Turbo-Benzinmotor und Allrad-Antrieb zieren zwei große ovale Luken das Heck, hinter denen jeweils zwei Rohre die Abgase ins Freie führen.
Insgesamt macht der G70 Shooting Brake einen sehr erwachsenen und ausgereiften Eindruck, trotz der jungen Marke Genesis. Hier kann man klar erkennen, dass man vom Know-How der Hyundai Motor Group profitiert. Beim losfahren (speziell im Sportmodus) bekommt man auch direkt ein kleines Grinsen im Gesicht, der großvolumige Klang des sportlichen Kombis lässt mindestens einen V6 unter der Haube vermuten. Auch wenn man die Mehrleistung nicht merklich vermisst, hätte ihm der V6 aus dem Kia Stinger GT sicher auch gut gestanden. Stattdessen tritt die Ernüchterung beim öffnen der Motorhaube ein, der längs verbaute Reihen 4-Zylinder mit 245PS wirkt in dem großen Motorraum doch etwas verloren. Obwohl wir absolut keine Fans von gefaketem Klang sind, muss man an dieser Stelle den Soundgenerator des G70 einmal hervorheben. Bisher einer der besten Sounds die wir gehört haben und absolut passend zur Größe und Art des Modells.
Innenraum des Genesis G70 Shooting Brake
Der Innenraum des G70 Shooting Brake wirkt durch die eingesetzten Materialien sehr hochwertig. Leder soweit das Auge reicht. Beim Blick auf das Cockpit und das Infotainment wird die Abstammung von Hyundai und Kia schnell ersichtlich. Beim G70 kommt noch die ältere Infotainment-Generation zum Einsatz welche wir beispielsweise auch schon aus dem Kia Ceed kennen. Bei den neueren Modellen wie dem GV60 kommt eine wesentliche neuere Generation zum Einsatz, das macht Lust auf mehr von Genesis.
Sonst ist der Innenraum absolut gelungen, Übersichtlich mit viel Komfort und allen Knöpfen an den Stellen wo man sie auch erwarten würde. Von Sitzbelüftung und Sitzheizung über Apple CarPlay bis zum Digitalen Cockpit, es fehlt einem an nichts beim steuern des Shooting Brakes.
Digitales Cockpit
Immer im Blick bei der Fahrt ist das Kombiinstrument. Hier hat man sich bei Genesis einen breiten Spagat zwischen futuristisch (Eco), luxuriös mit goldenen Tachonadeln (Comfort) und aggressiv (Sport), überlegt. Gepaart mit dem einzigartigen 3D-Effekt welcher den Tacho wahrnehmen lässt als hätte er verschiedene Ebenen „nach hinten“ und „nach vorne“, ein absolutes Alleinstellungsmerkmal!
Auf die Piste mit dem Genesis G70 Shooting Brake
Start unserer Tour mit dem G70 war das neu eröffnete Genesis Studio in Frankfurt. Dort kann man sich die Modelle einmal hautnah anschauen und erleben, auch Probefahrt sind möglich. Die Besonderheit? Man wählt sein Modell für die Probefahrt aus und ein Mitarbeiter bringt dieses vom nahegelegenen Parkhaus direkt vor die Türe des Studios mitten in der Innenstadt.
Von Frankfurt aus ging es ins Taunus, genauer auf den großen Feldberg. Wir haben wie man auf den Fotos unschwer erkennen kann ein ganz spezielles Wetter. Die Atmosphäre war eine Mischung aus düster, neblig und geheimnisvoll. Aber ich bin mir sicher, bei strahlendem Sonnenschein hat der Große Feldberg sicher eine hervorragende Aussicht zu bieten, diese blieb uns leider verwehrt.
Durch das Kurveneldorado im Taunus ging es dann in Richtung Wetzlar zum Leitz Park. Hier kann man sich auf einem sehr stylisch angelegten Gelände die Produktionsstätte der Leica Kameras anschauen. Ein Hauch von Apple-Flair mitten in Deutschland.
Geheimtipp: Der Kaffee im Café Leitz genau so gut wie die Fotos einer Leica Kamera!
Besuch im Genesis Studio in Frankfurt
Bei unserem Besuch im Genesis Studio in Frankfurt konnten wir auch einen Blick auf weitere Modelle der jungen Marke werfen. Und ich muss ehrlicherweise gestehen, dass war eine sehr gute Entscheidung. Der G70 Shooting Brake ist ein tolles Auto, aber die Zukunft (z.B. mit dem GV60) machen die Ausrichtung der Marke ganz klar: Ein ganz eigenes Design, gepaart mit tollen Materialien.
Ebenfalls eine Genesis Eigenheit wie uns ein Mitarbeiter im Studio erklärte sei der Vorgang bei einem Service-Termins. Denn einen Besuch in einer Werkstatt und ein nerviges Gespräch mit einem oft nur wenig freundlichen Mitarbeiter an der Dialogannahme gibt es bei Genesis nicht. Das Fahrzeug wird immer beim Kunden abgeholt, man erhält ein Ersatz-Fahrzeug und nach dem Service wird einem natürlich sein Auto auch wieder frisch gewaschen vor die Haustüre gestellt. Das kann sich sehen lassen wie wir meinen.
Fazit
Zusammengefasst ist der Genesis G70 Shooting Brake tolles Fahrzeug, er besetzt eine spannende Lücke. Er ist ein solider Einstieg in den Markt und erfüllt eigentlich alles was er soll. Mit einem 6-Zylinder oder einem etwas moderneren Infotainment hätte man dem Ganzen noch etwas an Besonderheit verliehen. Mit den Modellen welche wir bisher nur im Showroom sehen konnten wird aber große Lust auf mehr von Genesis geweckt.