Ein neuer Maßstab: Der BMW M4 Competition
Lesedauer 5 MinutenSeit der Zusammenlegung der BMW M GmbH und der Motorsport-Abteilung spürt man bei BMW förmlich wie jedes Modell noch sportlicher wird und noch mehr für den Renneinsatz abgestimmt wird. Der neue BMW M4 Competition ist da ein gutes Beispiel, er teilt sich den Motor mit dem BMW M4 GT3. Hier ist also „Rennsport für die Straße“ nicht nur ein Marketing-Slogan. Ob der neue M4 nur eine große Klappe in Form der neuen Niere hat oder ob auch etwas dahinter steckt? Wir haben es für euch getestet!
Dass der neue BMW M4 Competition (oder auch Gänze: BMW M4 Competition Coupé mit M xDrive) es bitterernst meint ist bereits an der Optik zu sehen. Ein grimmig dreinschauendes Markengesicht mit der neuen übergroßen Niere, die amtlichen 19″ und 20″ Schmiederäder sowie jede Menge Carbon. Zusätzlich war unser Testwagen noch mit einer auffälligen Lackierung in Form von schwarzen Streifen und M4-Schriftzügen ausgestattet. Nicht gerade die unauffälligste Art einen M4 zu fahren, dafür gehen die Daumen am Straßenrand schneller nach oben wie die Tanknadel nach unten.
Der G82, so heißt das aktuelle Modell des M4, ist nach einer langen Zeit der Ausflüge von BMW endlich wieder ein M3/M4 welcher einen kleinen Schritt „back to the roots“ geht. Ein Reihen 6er und ganz klare Gene, er erinnert mich sehr an den E46 M3, für mich DER M3.
Jetzt kann man über das Design lange streiten, am Ende ist es wie immer Geschmacksache. Was allerdings wenig Interpretationsspielraum lässt ist die Fahrperformance. Hier werden neue Maßstäbe gesetzt. Die komplett neue Vorderachse mit einer vier Zentimeter breiteren Spurweite und den 275er Reifen ist ein Traum. Egal wie schnell, egal wie eng die Kurve, wenig Autos bieten so viel Sicherheit und vertrauen. Wo ein Mercedes-Benz C63 AMG schon längst am schieben und kreischen wäre fängt der neue M4 erst an sich wohl zu fühlen. Das Fahrwerk und speziell die Vorderachse sind annähernd auf Porsche-Niveau.
Zahlen und Fakten des BMW M4 Competition Coupé mit M xDrive
Technische Daten | |
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Grundpreis | 98.300,00 Euro |
Motor / Hubraum | Reihen 6-Zylinder mit 2993 ccm |
Leistung | 375 kW (510 PS) |
Beschleunigung 0-100 km/h | 3,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 290 km/h (abgeregelt) mit M Driver’s Package |
Verbrauch | 9,9 l/100km |
Außenmaße | 4.794 x 1.921 x 1.395 mm |
Kofferraumvolumen | 440 Liter |
Es fehlt ihm an nichts
Obwohl die SA-Liste beim M4 gar nicht so üppig lang ist wie man das von BMW üblicherweise gewohnt ist, fehlt es ihm an nichts. Ein Headup-Display projeziert die 293 km/h gestochen scharf in die Windschutzscheibe, während man sich ein Metallica Konzert per CarPlay über 16 Lautsprecher zu Gemüte führt. Einzig der Driving Assistant Professional wurde bei unserem Testwagen vergessen aus dem Regal zu nehmen.
Doch auch einen kleinen Wermutstropfen hat die neue Über-Technik. Sie schlägt sich auf die Hüften, rein optisch stehen die breiten Kotflügel dem M4 zwar bestens aber auf der Waage sieht es anders aus. Trotz konsequentem Leichtbau wie dem serienmäßigen Dach aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff bringt der Testwagen stolze 1700kg Leergewicht auf die Waage.
Ab auf den Passo Rombo
Auch bekannt unter dem Namen Timmelsjoch bietet die Passverbindung zwischen Österreich und Südtirol schon seit 1968 Kurvenspass. Seit 2011 gibt es neben den unzähligen Kurven auch die sogenannte „Timmelsjoch-Erfahrung“, ein System von Gestaltungselementen, die über Natur, Geschichte, Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft der Region informieren sollen.
Leider hatten wir den Eindruck, dass der M4 auf den engen Kehren nicht in voller Gänze zeigen kann was in ihm steckt. Bei niedriger Kurvengeschwindigkeit kann die Vorderachse ihr potential nicht entfalten und die 510PS des Competition, die einem nach dem Scheitelpunkt ins Kreuz steigen sind zwar dank vieler Helferlein absolut kontrollierbar aber katapultieren einen fast schon zu wuchtig in den nächsten Bremspunkt. Es bleibt eine Glaubensfrage aber mehr Leistung und mehr Perfektionismus bedeutet nicht auf allen Straßen mehr Fahrspaß! Jammern auf einem unfassbar hohen Niveau aber wenn man etwas sucht was man am M4 kritisieren will, dann dass er seine Sache wahrscheinlich so gut macht dass durch Perfektion einiges an Emotion auf der Strecke (oder in der Kehre) bleibt.
Carbon soweit das Auge reicht: Der Innenraum des BMW M4 Competition Coupé mit M xDrive
Das Feuerwerk von Sportlichkeit geht auch im Innenraum weiter. Das Gestühl in Form von den optionalen und 4500 Euro teuren M Carbon Schalensitze lässt jedes Herz höher schlagen. Eine unfassbar schöne Optik, ein wahnsinniger Seitenhalt, ein Traum. Der Sportlichkeit wegen hätte dem M4 aber sicher auch eine Option mit Stoffsitzen gutgestanden, im Konfigurator kann man lediglich zwischen Leder, Vollleder und erweiterten BMW Individual Lederausstattungen wählen. Ansonsten ist es die gewohnte Verarbeitung, Haptik und der Materialeinsatz welcher bereits seit Jahren BMW zum absoluten Novum in Sachen sportlichen Interieur macht.
Fazit: Ein neuer Maßstab
BMW schließt mit dem M4 Competition die große Lücke zwischen sportlichen Coupés und Sportwagen und legt dabei die Messlatte ganz weit nach oben. Dem 6-Zylinder Uhrwerk unter der Motorhaube geht einfach nie die Puste aus, gepaart mit den umfangreichen Veränderungen am Fahrwerk macht es den M4 zu einer absoluten Fahrmaschine. Das Streben nach deutscher Ingenieurskunst wird in München wohl gelebt wie kaum anderswo. Ganz am Ende bleibt da nur der Preis von locker 120.000 Euro der uns Normalsterbliche vom Traum der Perfektion weiter träumen lässt.