BMW M135i xDrive im Odenwald
Lesedauer 5 MinutenDie Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken und die ersten Schneeflocken haben sich auch schon blicken lassen. Eigentlich keine gute Jahreszeit um sportliche Fahrzeuge zu testen? Stimmt, außer man kann mit vier angetriebenen Rädern und jeder Menge Traktion glänzen. Laut Modellbezeichnung hat der BMW M135i xDrive beides zu bieten. Wir haben ihn für euch getestet!
Es ist Herbst, mitten in einer Pandemie, Lockdown. Keine guten Voraussetzungen für einen Test mit dem aktuell stärksten 1er BMW. Seitdem beim 1er kein M-Model mehr angeboten wurde (sondern nur noch beim 2er) ist der M135i xDrive neben seinem Bruder dem M235i xDrive das Topmodell bei den Kompakten von BMW.
Viel Kritik hat das neue Modell mit der Bezeichnung F40 auf sich gezogen. Das neue BMW-Design mit der großen Niere, die etwas höhere Optik an der Front und vor allem die neue Frontantrieb-Plattform finden bei der Fangemeinde keinen Anklang. Das meiste ist und bleibt aber einfach nur Geschmacksache. Die harte Fangemeinde des früheren Antriebskonzepts wird wohl auf den noch aktuellen M2 wechseln, dort sind die alten tugenden alle zu finden. Was der neue 1er definitiv gut kann, ist den Premium-Anspruch in der Kompaktklasse behalten.
Wo andere Premiumhersteller an Materialien sparen spürt man beim 1er an jedem Detail (speziell im Innenraum), dass man in München extrem großen Wert auf Qualität legt. Diese Qualität hat allerdings auch ihren Preis: deutlich über 50.000 Tausend Euro kostete unser Testwagen und war Pressefahrzeug-unüblich nicht vollausgestattet.
Schwarz auf Weiß – die Daten des M135i
Technische Daten | |
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Grundpreis | 48.252,10 Euro |
Motor / Hubraum | 4-Zylinder Turbo mit 1998 ccm |
Leistung | 225 kW (306 PS) |
Beschleunigung 0-100 km/h | 4,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 250 km/h |
Verbrauch | 6,3–6,7 l/100km |
Außenmaße | 4.319 x 1.799 x 1.434 mm |
Kofferraumvolumen | 380 bis 1200 l |
Ein Bayer im Odenwald
Auf dem Weg von München Richtung Heilbronn konnte der 1er direkt seine Langstrecken-Tauglichkeit unter Beweis stellen. Das Fahrwerk ist straff, aber nicht unangenehm auf der Autobahn. Mit seinen 306 PS und 450 Nm ist er gut motorisiert und kein seltener Gast auf der linken Spur. Durch seine etwas unscheinbare Optik muss man aber manchmal etwas länger warten bis auch der letzte Kleinwagen die Spur räumt und man den 1er zu seinen 250 km/h Höchstgeschwindigkeit führen kann. Im Test war laut Tacho bei 258km/h Schluss, was nach GPS gemessen übrigens keine echten 250km/h waren.
Die Sportsitze sind BMW-typisch sportlich, aber nicht unbequem. Den Spagat zwischen langer Autobahnfahrt und sportlicher Kurvenfahrt im Odenwald meistern sie hervorragend. Apropos Kurvenfahrt: Im Odenwald angekommen musste der BMW M135i xDrive zeigen was er kann. Hier warteten schnelle und enge Landstraßen, welche an diesem Tag leicht nass und schon teilweise von Herbstlaub bedeckt waren. Der Allrad-Antrieb bietet wirklich extremen Halt. Im Vergleich zu seinem Vorgänger mit Heckantrieb fast schon zu viel, um richtig Spaß zu haben.
Entlang am Neckar führt uns unsere Tour zum ersten Highlight, der Burg Hirschhorn. Eine kleine, abgelegene aber sehr schöne Burg. Während unserer Tour waren auf der Burg umfangreiche Sanierungsarbeiten im Gange und das Restaurant schien derzeit geschlossen.
Weiter durch den schönen und kurvenreichen Odenwald lohnt es sich, nicht immer die üblichen Routen zu fahren, viele kleine Seitenstraßen bieten hier Fahrspaß pur! Über Heppenheim geht es dann zu unserem Lieblings Winzer Weingut Walter nach Wintersheim. Wir kennen Frank Walter schon über 10 Jahre und schwören seitdem auf seine Qualität und Liebe zum Detail.
Ausstattung des BMW M135i
Wie schon erwähnt, spürt man schon wenige Sekunden nach dem Einsteigen, dass man sich hier in einem Fahrzeug von einem Premiumhersteller befindet. Edle Materialien und keine Plastikwüste. Außerdem ist der 1er im Innenraum angenehm leise und transportiert keine lauten Geräusche nach innen zu den Insassen. Besonders gut gefallen hat uns, dass man keinerlei Knacken oder Klappern beim Fahren hört, hierauf wurde wirklich viel Wert gelegt.
Ansonsten ist die Ausstattung sehr BMW-typisch, hochwertig, nicht verspielt aber auch nicht sehr innovativ. Dinge, die man bei vielen anderen Herstellern schon längt sieht, findet man bei BMW teilweise nicht – wie wir vermuten aber auch gewollt. Nimmt man zum Beispiel die Ambiente Beleuchtung, so bietet fast jeder Hersteller eine unglaubliche Anzahl an Farben, beim BMW ist es nur eine Handvoll.
Wandler oder Doppelkupplungsgetriebe?
Was auffällt, wenn man wie wir zuvor einen GTI und einen A35 AMG gefahren hat, ist der BMW im Gegensatz zu seinen Mitbewerbern nur mit einem Wandlergetriebe ausgestattet. Dieses legt die Gänge natürlich bei weitem nicht so schnell ein wie ein Doppelkupplungsgetriebe. Nachteil? Jaein! Insgesamt merkt man es nur sehr selten. Das Automatikgetriebe ist sportlich ausgelegt, bei BMW nennt sich dieses Getriebe dann übrigens „Sport-Automatic Getriebe Steptronic“ und wir von Aisin hergestellt. Dieses kommt übrigens auch erstmal beim 1er zum Einsatz bedingt durch den Quer eingebauten Motor, es hat nur noch 7-Gänge anstatt 8-Gänge wie die bisherige ZF-Automatik.
Der seit November 2020 erhältliche 128ti und der M135i xDrive haben als Vorderachsdifferentialsperre ein in das Getriebe integriertes Torsen-Ausgleichsgetriebe mit Launch-Control und Schaltwippen am Lenkrad.
Beim Schaltvorgang kennt man vom AMG und GTI das neumodische „furzen“, dieses bleibt beim BMW nahezu komplett aus und nimmt ihm daher auch etwas die Emotionalität beim Schaltvorgang. Dafür klingt er verhältnismäßig ‚großvolumig‘ – als befänden sich deutlich mehr Liter Hubraum unter der Motorhaube. Damit macht es auch ohne Gebrabbel Spaß, mal ordentlich auf’s Gas zu drücken.
Fazit
In Summe ist der BMW M135i xDrive ein echter BMW – das unglaublich gute Fahrwerk überzeugt auf voller Linie. Schon damals beim E30 war das M-Technik Fahrwerk Benchmark und das hat sich bis heute nicht geändert. Die anderen Hersteller haben lediglich etwas zur Perfektion von BMW aufgeschlossen.
Trotzdem ist der neue 1er mit der internen Bezeichnung F40 ein kritischer Kandidat. Viele Alleinstellungsmerkmale in seiner Klasse hat er mit der neuen Generation aufgegeben z.B. den 6-Zylinder oder den Heckantrieb. Seine Pflicht erfüllt er aber mit Sternchen: Bremse, Fahrwerk und Co. sind tadellos; am meisten überzeugt das durchweg positive Feeling im Innenraum. Einfach reinsitzen und wohlfühlen!