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KIA Proceed GT: Die Shooting Brake Alternative aus Südkorea

Lesedauer 6 Minuten

Weiter im sportlichen Kompaktsegment unterwegs haben wir uns als nächsten Herausforderer den KIA Proceed GT angeschaut. Ein stylischer Shooting Brake mit viel Ausstattung fürs Geld. Wir waren unterwegs auf der Schwäbischen Alb und im Donautal.

KIA-Kenner werden als erstes sagen: Proceed? Kenn ich doch! Richtig, es gab bereits einen Proceed, allerdings nicht als Shooting Brake sondern als sportlichen Dreitürer. Das Segment hat in den letzten Jahren immer mehr an Interesse verloren, so hat KIA sich entschlossen die Produktpalette in Richtung Style-Kombi zu erweitern. Seit Anfang 2019 gibt es den Proceed in Europa und er erfreut sich großer Beliebtheit.

KIA Proceed GT

In der GT Variante – wie unser Testwagen – hat der Proceed 204PS die aus einem 1.6 Liter Vierzylinder-Turbomotor kommen. GT steht für Gran Turismo was übersetzt, soviel wie „große Fahrt“ bedeutet. Bei KIA bezeichnet man mit GT die jeweils sportlichste Modellvariante eines Fahrzeugs.

Auf dem Blatt Papier

Technische Daten (KIA Proceed GT DCT7)
Grundpreis31.690,00 Euro
Motor / Hubraum4-Zylinder mit 1591ccm
Leistung150 kW (204 PS)
bei 6.000 min
Beschleunigung 0-100 km/h7,5 s
Höchstgeschwindigkeit225 km/h
Verbrauch6,2 l/100km
Außenmaße4.605 x 1.800 x 1.422 mm
Kofferraumvolumen594 bis 1.545 l

Ab auf die Schwäbische Alb und ins Donautal

Auf der Autobahnfahrt Richtung Balingen konnte der Proceed seine GT Eigenschaften unter Beweis stellen. Der Abstandsregeltempomat lässt in Verbindung mit Spurhalteassistent lassen zeitweise sogar eine Art teilautonomes Fahren zu wie wir es bisher nur bei Mercedes für horrende Aufpreis Summen erlebt habe. Dank schnellem 7-Gang Doppelkupplungsgetriebe ist sowohl ein Sprint schnell gemacht aber auch längere Fahrten bei hoher Geschwindigkeit sind durchaus entspannt im siebten Gang.

Kurviger.de Link: https://kurv.gr/Epcwn

Von Balingen geht es auf das erste Highlight, den für Motorräder am Wochenende gesperrten Lochenpass. Ein Anstieg mit engen Kehren als Einstieg zur Schwäbischen Alb. Ein perfekter Abschnitt um den Sportmodus des Proceed einmal zu testen. Kaum hat sich das virtuelle Cockpit auf die Sportanzeige umgestellt hört man auch schon die geöffnete Klappenanlage. Im Sportmodus werden die Gänge weiter ausgedreht und länger gehalten. In den siebten Gang kommt man dann kaum noch ohne Nachhelfen an den Schaltpaddles. Der Sound ist genau richtig und nicht übertrieben, lediglich das leise brabbeln beim hochschalten könnte etwas prägnanter sein – beim runterschalten vermisst man es leider komplett. Die 204PS sind absolut ausreichend für den sportlichen Kombi, bei manchem Sprint würde man sich aber etwas mehr Drehmoment oder vielleicht doch einen 2 Liter Motor wünschen.

Weiter über kurvige Landstraßen kommt man ins Donautal. Welches sich von Tuttlingen bis hinter Sigmaringen erstreckt, entlang der noch überschaubaren Donau. Charakteristisch für das Donautal sind die Felsen die man durch das gesamte Tal immer wieder zu Gesicht bekommt. Teilweise sind sogar Straßentunnel in den Felsen geschlagen. Die Felsen wurden während der Zeit des Oberjuras vor rund 150 Mio. Jahren als Schwammriffe gebildet.

Auch bezüglich Verbrauch konnte der Proceed GT auf der Ausfahrt ins Donautal überzeugen. Die angegebenen 6,2 Liter auf 100km konnte bisher wohl kein Magazin erreichen, Verbräuche über 10 Liter die oft genannt werden kann ich allerdings auch nicht bestätigen. Auf unserer Ausfahrt mit Anteilen an Autobahn, Stadtverkehr und viel sportlicher Landstraße über insgesamt 300km, kamen wir auf 8,1 Liter Verbrauch, was sich durchaus sehen lassen kann für einen 200PS Kombi.

Ausstattung

Neben der wirklich üppigen Serienausstattung die beim GT bereits serienmäßig ist, findet man noch folgende Optionen auf der Aufpreisliste: Navigations-Paket, Glasdach, Komfort-Paket welches einen elektrisch verstellbaren Fahrersitz und Sitzheizung hinten beinhaltet und seit neustem auch eine sogenannte Performance-Abgasanlage. Diese war in unserem Testwagen nicht verbaut und kommt laut Verkäufer von der Firma Bastuck.

Innenraum

Innen bekommt man eine durchweg hochwertige Verarbeitung. Anfangen von den sportlichen Sitzen mit ausreichend Seitenhalt über die Mittelkonsole in Klavierlack bis zum Lenkrad mit Lochleder. Als Laie würde man sich schwer tun einen Unterschied zu einem VW Golf GTI festzustellen.

Bereits die Serienausstattung lässt beim GT keine Wünsche mehr offen. Abstandsregeltempomat, beheizte Windschutzscheibe oder ein digitales Cockpit sind Details welche den Preis bei anderen Herstellern in großen Schritten nach oben gehen lässt.

Auch auf der Rückbank hat man bei durchschnittlicher Größe noch ausreichend Platz, trotz der sportlich abfallenden Dachkante. Großgewachsenen Menschen empfiehlt es sich unbedingt auf das optionale Glasschiebedach zu verzichten.

Das digitale Cockpit gibt es seit dem Modelljahr 2020. Es bietet einen Blick auf alles was wichtig ist und wirkt überhaupt nicht pixelig. Betätigt man den Sportknopf in der Mittelkonsole geht nicht nur die Klappenanlage auf, sondern man bekommt auch eine sportlichere Optik der digitalen Anzeigen. Leider kann man sich im Cockpit keine Navigation anzeigen lassen, der Funktionsumfang des Displays ist im Vergleich zu einem Golf oder MBUX von Mercedes etwas eingeschränkt.

Besonders beeindruckt hat uns das Navigationssystem im Armaturenbrett. Ebenfalls seit dem MJ 2020 ist dieses 10,25 Zoll groß. Das System selber ist sehr flüssig und lässt keinerlei Wünsche offen. Das neue UVO System (so nennt man das bei KIA) hat sogar eine eingebaute SIM-Karte und dadurch bekommt man zum einen Zugriff per App auf das Fahrzeug aber z.B. auch auf Live-Traffic. Übrigens ist der App-Zugriff 7 Jahre lang kostenlos!

Oftmals werden die neuen „Touchtasten“ unterhalb des Displays negativ beschrieben, was wir nicht bestätigen können. Klar ist eine echte Taste einfacher zu treffen während der Fahrt aber man braucht die Tasten sowieso nicht so oft, dass es negativ auffallen würde.

Wir sind inzwischen so, dass wir ins Auto einsteigen und das iPhone direkt verbinden und eigentlich sofort auf alles per Apple CarPlay erledigen. Erstmal keine KIA Eigenheit aber in Südkorea hat man es geschafft die volle Größe des Displays für Carplay zu nutzen, so macht es wirklich Spass auch Google Maps oder andere Navigation-Apps wie Waze zu nutzen. Im ähnlich großen Display beim neuen CLA Shooting Brake hat man das nicht geschafft, hier bekommt man eine verhältnismäßig kleine Ansicht mit dicken Rändern auf dem Display. Der Punkt geht an KIA.

Alle Knöpfe sitzen an der richtigen Stelle, man sucht nichts vergebens. Hier hat man wirklich einiges richtig gemacht. Ein Kritikpunkt wäre der Spurverlasswarner der sich bei jedem Start wieder erneut einschaltet und auch nur beim kleinsten tuschieren eines Begrenzungsstreifens sich akustisch meldet.

Gesamteindruck

Wir sind so positiv vom Proceed GT überrascht, dass wir tatsächlich überlegen selbst einen zu kaufen. Ein sportlicher Shooting Brake welcher in für seinen Neupreis einiges zu bieten hat. Einziger Konkurrent in der Klasse ist der CLA 250 Shooting Brake welcher schon bei einem Einstiegspreis von rund 40.000 Euro liegt. Mit vergleichbarer Ausstattung zum Proceed GT landet man sogar bei rund 50.000 Euro.

Es gibt allerdings auch ein paar negative Punkte welche wir aber der fairness halber zuletzt nennen, da sie bereits bekannt sind und es für alle schon eine Lösung gibt welche natürlich innerhalb der 7 Jahre Garantie kostenlos behoben werden. Unser Testwagen hatte diese allerdings noch nicht:

Da das Auto so beliebt ist kann man in einigen Facebook Gruppen oder Foren auch viele Erfahrungsberichte nachlesen, welche die o.g. Punkte bestätigen aber auch alle von der kostenlosen Beseitigung beim Händler erzählen.

Insgesamt sind wir sehr positiv überrascht was man hier für sein Geld bekommt. Wie es der Titel schon sagt, eine echte Shooting Brake Alternative die in jedem Fall ein Blick und eine Probefahrt wert ist.

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