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Hyundai i30 Fastback N: Mit dem GTI-Killer durch den Schwarzwald

Lesedauer 6 Minuten

Wer auf der Suche nach einem Kompaktsportler ist kommt am Hyundai i30N nicht vorbei. Schaut man sich das Datenblatt des Südkoreaners an besticht er auf allen Ebenen. Wir haben den i30 Fastback N mit auf eine Tour in den Schwarzwald genommen um zu sehen ob er hält was das Datenblatt verspricht.

Die Marke Hyundai war für uns ehrlicherweise nie ein Kandidat den wir in der Vergangenheit auf dem Schirm hatten, schon gar nicht wenn es um sportliche Fahrzeuge geht. Mit dem Wechsel von Albert Biermann von BMW zur Hyundai Motor Group, welcher seit 2015 für die Einführung der N-Modelle verantwortlich ist, sollte sich das ändern. 2018 kam der Hyundai i30N als Hatchback auf den Markt. Mit seinen 275PS in der Performance Variante und reichlich Ausstattung für und 30.000 Euro war das natürlich eine Kampfansage in Richtung der deutschen Premiumhersteller.

Wofür steht denn das N?

N steht nur sekundär für Nürburgring oder Nordschleife wo alle N-Modelle erprobt werden, primär steht es für „Namyang“, dem Standort des Entwicklungszentrums von Hyundai. In manch einer Marketing Nachricht kann man auch lesen dass es für eine kurvige Straße steht. Grund genug, dass wir uns den ersten N einmal anschauen.

Auf dem Blatt Papier

Technische Daten (i30 Fastback N)
Grundpreis34.900,00 Euro
Motor / Hubraum4-Zylinder mit 1998ccm
Leistung202 kW (275 PS)
bei 6.000 min
Beschleunigung 0-100 km/h6,1 s
Höchstgeschwindigkeit250 km/h
Verbrauch7,7 l/100km
Außenmaße4.455 x 1.795 x 1.419 mm
Kofferraumvolumen450 bis 1.351 l

Im Schwarzwald

Wie immer haben wir den Testwagen in kurviges Gebiet entführt um diesen, was den Faktor Fahrfreude angeht, genau unter die Lupe zu nehmen. Durch die COVID-19-Pandemie waren wir bei der Routenwahl auf Deutschland beschränkt und da u.a. auch Hotels geschlossen waren blieben nur Tagestouren übrig. Aber das sollte den Fahrspaß nicht mindern. Auf Routen durch den Nordschwarzwald die ich bereits einige Male mit dem smart roadster gefahren bin konnte der i30 Fastback N sein Können unter Beweis stellen.

Kurviger.de Link: https://kurv.gr/nKqrf

215km Kurvengeschlängel durch eines der schönsten und höchsten Mittelgebirge in Deutschland versprechen viel Fahrspaß. Highlights auf der Route sind definitiv die „Nachtigall“ und die „Rote Lache“, welche man zusammen in einem Rutsch abfahren kann.

Das Fazit des i30 Fastback N etwas vorweggenommen, man kann sagen macht er eine gute Figur, hat aber auch seine Schwächen. Die Premiumhersteller bekommen hier ernsthafte Konkurrenz aus Südkorea im Kompaktsportler Segment. Die 275 PS machen viel Spaß und fallen z.B. im Vergleich zu den 290 PS aus dem Golf GTI TCR gefühlt sportlicher aus. Das liegt unter anderem am knackigen Schaltgetriebe und dem doch spürbaren aber bewussten Torque Steering. Was bei deutschen Ingenieuren unbedingt wegoptimiert werden muss, darf absichtlich im i30N bleiben, denn es geht mehr um Fahrspaß als um reine Performance. Wer ein perfektes Auto sucht welches auf dem Papier überall die Nase vorn hat müsste dann eher zum Golf greifen. Wer dagegen Emotion sucht, bei Hyundai wird der Fahrspaß groß geschrieben. Das ist nicht auf dem Papier zu messen sondern in sogenannten BPMs (heartbeats per minute). Hier zählt das Erlebnis. Albert Biermann sagt übertragen dazu „Wen interessiert ob ein Auto 0,2 Sekunden schneller von 0 auf 100 km/h sprintet? Der Fahrspaß muss stimmen.“ Und das kann man sagen wurde beim i30 N konsequent umgesetzt.

Persönlich bin ich weder ein großer Fan vom bewussten Torque Steering noch vom 6-Gang Schaltgetriebe. Obwohl ersteres gut zum i30N passt, fehlt das Doppelkupplungsgetriebe mit ein oder zwei Gängen mehr doch sehr. Hier soll mit dem Facelift welches wohl noch dieses Jahr ansteht aber Abhilfe kommen mit einem 8-Gang DCT. Eventuell wäre ja auch ein 7-Gang Handschalter eine gute Idee damit man auf der Autobahn nicht bei 215 km/h schon bei 5500 Umdrehungen ist, vermutlich könnte man das im Konzern aber nicht breit genug streuen damit es sich lohnen würde.

Besonders viel Spaß machte auf den engen Straßen im Schwarzwald das elektronische Sperrdifferential (e-LSD) und natürlich die Abgasanlage. Beim richtigen beschleunigen lässt diese den Herzschlag wirklich schnell in die Höhe schnellen. Zwar wird es speziell mit dem Handschalter auch schnell anstrengend aber dank RPM-Anpassung (Rev Matching) und der Abgasanlage brennt der N ein echtes Feuerwerk ab. Lautes knallen und brabbeln sind absolut keine Seltenheit – sportliche Fahrweise vorausgesetzt.

Ein weiteres Highlight ist in meinen Augen der Individualmodus „N Custom“. In diesem lassen sich alle Parameter die der I30N, übrigens serienmäßig! mitbringt einzeln einstellen. Im scharfen N Mode ist alles auf „Endstufe“ eingestellt, was dazu führt dass z.B. das Fahrwerk auf Hoppelpisten wie der roten Lache sehr hart wirkt und das Auto springen lässt – dadurch verliert man das vertrauen und den direkten Kontakt zum Asphalt etwas. Über „N Custom“ kann man dann aber das Fahrwerk weicher einstellen, Motor und co. aber trotzdem scharf lassen. Das verbessert das Fahrverhalten auf solchen Strecken enorm und man bekommt ein präzises Skalpell in die Hand, bereit um den GTI zu filetieren.

Innenraum

Im Innenraum wird dann erstmalig der Preisunterschied zu einem GTI TCR klar. Was aber wenn auf den Preis schaut total in Ordnung geht. Wo der TCR bei 39.375 Euro seinen Einstiegspreis hat ist der i30N längstens Vollausgestattet.

Die Mittelkonsole beherbergt noch einen einfachen Handbremshebel umgeben von einer Kunststoffwüste. Umso weiter man nach oben kommt umso besser werden dann auch die Materialen. Das Lenkrad ist toll, dürfte lediglich ein wenig härter und dicker sein. in den Türtafeln dann aber wieder Kunststoff. Wie gesagt, harte Kritik aber setzt man den Preis in Relation geht das total in Ordnung. Nach den zwei Wochen im Testwagen hatte ich mich auch damit angefreundet und empfand es nicht als störend oder „billig“. Eben dem Preis angepasst.

Das Infotainment ist ungewöhnlich schnell und hat eigentlich alles was man braucht, inkl. Apple CarPlay und Android Auto. Außerdem hat es Unmengen an Einstellmöglichkeiten.

Highlight im Innenraum sind für mich die Sitze. Unser Testwagen hatte kein Komfort-Paket und damit keine Teilledersitze, die Form ist allerdings die selbe und das Gestühl ist wirklich sehr gelungen, genug Seitenhalt, tolle Unterstützung für die Schultern und trotzdem so bequem dass ich morgen damit 1000km am Stück fahren würde – wären da nicht die Pipi-Pausen der Frau.

Gesamteindruck

Insgesamt ist der Hyundai i30 Fastback N ein sehr gelungener Kompaktsportler. Mit seinem heißen Preis hat er bereits eine große Fangemeinde in Deutschland. Ich kann mir dabei gut vorstellen, dass viele Hyundai-Neukunden sind und vorher GTI und co. gefahren sind. In meinen Augen ist der Hyundai sogar sportlicher ausgelegt als seine Mitbewerber.

Trotzdem gibt es natürlich auch ein paar Kritikpunkte von uns. An erster Stelle steht bei mir das Schaltgetriebe, es ist eine Hassliebe. Ich bin ein großer Fan von Hanschaltern (#savethemanuals) und liebte es z.B. im Porsche 911 Carrera T. Aber im i30 würde ich mir ein sportlich interpretiertes DCT wünschen (kommt ja mit dem Facelift). Zweiter Punkt ist die Verarbeitung im Innenraum. Ich weiß, jammern auf kleinem Budget aber an einigen Stellen wirkt optisch billiger als es sich anfühlt. Konzernschwester KIA macht das etwas besser mit Klavierlack und mehr Zierteilen.

In Punkto Performance hat der i30N aber komplett überzeugt! Eine Krawallkiste die dank eLSD auch richtig gut aus den Kurven kommt. Man hat bei sportlicher Fahrweise echt alle Hände voll zu tun – und das ist auch gut so!

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